GTA - tutto a piedi






GTA - tutto a piedi


52 Tage auf der Grande Traversata delle Alpi vom Lago d’Orta über die Piemontesischen Alpen nach Ventimiglia am Mittelmeer.


Alles zu Fuß und ohne Begleitung? Ja beinahe. 

Zum Einstieg in Omega hätten wir den Bus gebraucht, der aber nicht fuhr. Also baten wir den freundlichen Herrn, der uns dringend vom Wanderweg abgeraten hatte - weil komplett zugewachsen, uns ein Stück zu fahren. 


Am neunten Tag sehen wir, was Massentourismus in den Alpen anrichten kann: er ehemalige Saumweg musste einer planierten Schotterpiste weichen, um Liftanlagen und Skipisten auf den Hochweiden zu installieren. Wir sparen uns 700 Höhenmeter Ödnis und nehmen die Seilbahn vom Kloster Oropa bergauf bis Oropa Sport.


Nach zwei Wochen - in Piamprato - legten wir einen Tag Pause ein und umfuhren eine weitere Etappe. Auch hier wurde von offizieller Seite vom Fußweg abgeraten. Diesmal fuhr der Bus. Hier lernten wir Stefan kennen, einer der Wenigen die ebenfalls die ganze GTA durchwandern wollten.


Durch die Lanzotäler war ein weiterer Autotransfer notwendig, denn die Knie wollten bei den tausenden von Abstiegsmetern nicht mehr so richtig mit. Anderthalb Tage Pause wirkten Wunder. Die restlichen vier Wochen konnten wir in vier- bis achtstündigen Tagesetappen durchgängig wandern -sempre avanti!


Der Weg ist ... schwer mit einem Wort zu beschreiben ... vielleicht passt grandios.

Auf jeden Fall ist er immer wieder anders und fast immer schön. Klar gab es auch Strecken, bei denen ich mich fragte “warum mache ich das eigentlich“, besonders bei stundenlangen Steilaufstiegen durch den dichten Nebel. Die Antwort war immer die gleiche: weil mich eine Sehnsucht hierher gebracht hat, und das der Weg ist, den ich gehen wollte.

Überwiegend wanderten wir vom Tal zum Pass und wieder ins Tal. Das hört sich vielleicht etwas eintönig an, aber jedes Tal war anders, jeder Pass, die Flora, das Panorama, die Flüsse, Bäche und Seen, das Gestein ...

Manchmal war der Weg ganz einfach, ja fast gemütlich zu gehen, besonders wenn wir mal im Tal blieben. Überwiegend waren die Tage aber von Anstrengung geprägt. Und es waren nicht die Aufstiege, die mürbe machten, sondern die Abstiege. Seit dieser Tour weiß ich die Abstiegs-Höhenmeter ganz anders einzuschätzen. 

 

Gefährlich war der Weg nur einmal (der Abstieg von der Bocchetta delle Ocche nach Piamprato, Tag 14),  wenngleich es viele Strecken gab, für die es Bergerfahrung brauchte und die mit höchster Konzentration zu begehen waren. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Grundkondition sind für die GTA Grundvoraussetzung. 


Unsere Gesamtstrecke, die wir in den 7 1/2 Wochen zu Fuß zurückgelegt haben war 720 km lang. Bergauf ging es 43.620 m und bergab 42.940 m


Über das Wetter können wir uns nicht beklagen. 

Die Tage begannen meist klar und sonnig, erste Wolken zogen gegen 10 Uhr auf, mittags am Pass war oft alles dicht. Je nachdem, an welcher Bergseite die Wolken hochstiegen, konnten wir sonnig oder neblig absteigen. Es gab zwar wenige komplett wolkenfreie Tage, aber wir sind nur selten nass geworden. Entgegen unserer Langschläfermentalität hatten wir uns bald angewöhnt sehr früh morgens aufzubrechen. Wenn sich am Nachmittag die Quellwolken verdichteten und Regen aufkam, waren wir fast immer schon am Ziel. Die Ausrüstung für Regentage kam in der ganzen Zeit nur viermal zum Einsatz. Zweimal steckten wir allerdings mitten im Gewitter. Kein gutes Gefühl! Schlimm war für mich der Kälteeinbruch Ende August, als eisiger Wind über den Grenzkamm wehte.


Bei unseren Unterkünften waren alle Kategorien vertreten. In übelster Erinnerung bleibt mir die alte Schule in Talosio. Hätten wir vorher gewusst, dass es nur 30 Minuten entfernt, beim Santuario do Prascondo wieder eine Übernachtungsmöglichkeit gibt, wäre uns dieses Dreckloch erspart geblieben. Grundsätzlich waren die Posti Tappa und Rifugi jedoch sauber. Mal gab’s Zimmer, mal Bettenlager, oft aber nur eine Dusche (nicht immer warm)und Toilette für 15 bis zwanzig Leute. 

Im Norden war die Belegung der Unterkünfte immer gering, manchmal waren wir die einzigen Gäste. Im Süden sind die Hütten per se größer, es war August und unter die deutschen und schweizerischen GTA-Wanderer mischten sich die italienischen Bergsteiger, die französischen Mehrtages-Rundwanderer und die internationalen Mountainbiker. Da gab es schon mal eine Belegung von 80 und mehr Leuten.

Positiv herausragend waren drei Unterkünfte: gleich zu Beginn  unserer Tour die Albergo Fontana in Rimella, dann das zum Hotel della Pace gehörende Posto Tappa in Sambuco, und die Edelunterkunft Hotel Arrucador in San Lorenzo unterhalb des Tenda-Passes.

Die Kosten für Halbpension liegen zwischen 40 und 60 Euro pro Person. Was man dafür erwarten kann ist, wie gesagt, sehr unterschiedlich. 


Das Abendessen ist immer gut bis sehr gut/ ausgezeichnet gewesen. Es war auch immer reichlich, bis auf die Mahlzeit im Rifugio in Ceresole. Dort sind wir nicht satt geworden. 

Man muss bedenken, dass wir oft mit einem kargen, italienischen Frühstück auf den Weg gingen und tagsüber selten mehr als ein Butterbrot dabei hatten (das wir beim Frühstück abgezweigt hatten). Nüsse und Rosinen, Bergfutter eben, retteten uns bis zum Abendessen. Zu kaufen gab’s ja nur ganz selten etwas und wenn, dann mussten wir uns wegen des zusätzlichen Rucksackgewichts einschränken.


Die Flora war ein Traum, im Juli besonders. Dazu gibt ein eigenes bebildertes Kapitel.


Die Fauna könnte man fast in einem Satz zusammenfassen: „und täglich grüßt das Murmeltier“

Der Steinbock hatte sich wirklich rar gemacht. Nur ein einziges Mal bekamen wir ihn zu Gesicht.

Die Gämsen ließen lange auf sich warten, aber in der sechsten und siebten Woche sahen wir sie häufig, sogar kleine Gesellschaften.

Wölfe und Wildschweine sind uns glücklicherweise nie über den Weg gelaufen, wobei wir die Wühlspuren der letzteren fast täglich sahen.

Schlangensichtungen hatten wir drei, wovon zwei sicher Vipern waren. Sie schlängelten ohne Eile und verschwanden durch den nahenden Schritt und das Stockgeklapper unter Steinen oder im Gebüsch. 

Im Süden konnten wir auch immer wieder Bartgeier mit ihren imposanten Schwingen über uns kreisen sehen. Und schon auch mal die Reste eines Lamms, das vielleicht vom Wolf gerissen und von den Geiern sauber abgenagt worden war.

Kuh- und Schafherden gehörten zum täglichen Erlebnis, genau wie deren Hütehunde. Probleme gab es aber weder mit den Hunden noch mit den Kühen, trotz vieler Warnungen.


Resümierend möchte ich sagen, dass die Grande Traversata delle Alpi ein wunderbarer Wanderweg für alle ist, die die Berge und die Natur lieben und keinen Hüttenzauber oder irgendwelche Animationen brauchen. 

Man muss die Strecke natürlich nicht in einem Stück wandern. Es gibt etliche Zu- und Ausstiegsmöglichkeiten und im Valle Maira und Valle Stura, wie auch um den Monte Viso lassen sich schöne Rundtouren planen.


Als Lektüre möchte ich die Wanderbücher von Werner Bätzing, Grande Traversata delle Alpi, aus dem Rotpunkt-Verlag empfehlen. 

Der Rother Wanderführer hat uns täglich geärgert: viele Fehler in der Beschreibung, in der Streckenführung und im Track. 

Der Topo-Kartensatz (Nord/Mitte/Süd) von National Geographic war zusätzlich sehr hilfreich. Er ist übersichtlich und im Gelände gut zu handhaben, weil die Karten zum Buch gebunden sind.

Kommentare

  1. Hallo,
    auch noch einmal an dieser Stelle, ein dickes Lob zu der immer sehr zeitnahen Berichterstattung
    von den 52 Tagen. Es waren sehr spannende Tage.
    warmduscher

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